Hunger auf mehr: Der steigende Weltenergiebedarf

verfasst am 12.1.2023
Hunger auf mehr: Der steigende Weltenergiebedarf

Unsere Erde wird immer mehr zum Kraftwerk für eine steigende Anzahl an Menschen mit immer höherem Energiebedarf. Die Anstrengungen dafür sind überall sichtbar - während in China oder Brasilien zahlreiche gigantische Staudämme errichtet werden, sucht man in Europa nach alternativen Methoden der Strom- und Energieversorgung. Doch welches Ausmaß hat der weltweite Energiebedarf bereits angenommen? Wie stark wird der Strom- und Wärmeenergiebedarf vermutlich steigen? Ist es realistisch, auf eine Senkung des weltweiten Energiebedarfs durch fortschrittlicheren, effizienteren Verbrauch zu hoffen? Was sind die Hauptgründe für das immer größer werdende Verlangen nach Strom, Öl und Gas?

Steigender Konsum in Schwellenländern - Mit weltweiten Auswirkungen

Während der Großteil der Bevölkerung in Entwicklungsländern nur geringen Energieverbrauch vorweisen kann, können Schwellenländer hier eine ganz andere Dynamik an den Tag legen. Hier entwickelt sich eine neue Mittelschicht, die ihre Ansprüche immer mehr an die Standards im vermeintlich “goldenen” Westen anpasst. Das inkludiert Fleischkonsum, Privat-KFZs, größere Häuser und höhere Stromrechnungen. Während der Konsum in der Quantität stark anwächst, sind gleichzeitig jedoch die ökologischen Standards nur gering oder sogar gar nicht vorhanden. Effizienz als Faktor bei Kaufentscheidungen spielt zudem oftmals nur eine geringe Rolle, weil Dämmung von Immobilien, geringer Verbrauch bei Fahrzeugen oder effiziente Haushaltsführung durch die niedrigen Strom-, Gas- und Spritpreise nur geringe Unterschiede in Brasilien, Russland, China und Co. ausmachen würde.

Westlicher Konsum und zunehmend höhere Bildungsstandards in immer größer werdenden Teilen der Gesellschaft führt aber auch zu größerer Nachfrage und einer Attraktivitätssteigerung von Schwellenländern als Wirtschaftsstandorte. Dank wesentlich geringerer ökologischer Auflagen haben China, Brasilien und andere im Aufstieg begriffene Nationen zudem einen signifikanten Wettbewerbsvorteil gegenüber europäischen, ostasiatischen und US-amerikanischen Konkurrenten. Das wirkt sich direkt und indirekt sehr stark auf den Energiebedarf dieser Länder aus.

Sprunghafter Anstieg fast überall - außer in Afrika, USA und Europa

Wie drastisch sich wirtschaftliche Dynamiken verselbständigen können, zeigt der Energieverbrauch verschiedener Kontinente sehr eindrucksvoll. Vergleicht man den Bedarf 1990 und 2008, legte Afrika einen erhöhten Energiebedarf von lediglich 10 Prozent hin. Ein kleines Wachstum, das im Vergleich zu einem Anstieg im nahen Osten von 79 Prozent, in China von 111 Prozent und Indien von 42 Prozent sehr gering ist. In der EU stieg der Bedarf um 1 Prozent, in der USA gab es einen Rückgang von 2 Prozent.

Teilweise wanderte die Industrie von Hochlohnländern wie den USA ab, zum Teil wuchs sie jedoch auch durch eine stärkere Nachfrage in Schwellen- und Entwicklungsländern. Für Klimaschützer ist das oftmals besonders bedenklich, weil hier die vergleichsweise hohen ökologischen Standards und Auflagen, wie sie beispielsweise im EU-Raum existieren, oft zur Gänze nicht vorhanden sind. Hoher Energiebedarf und ein dementsprechend großer CO²-Ausstoß sind die folgenden Konsequenzen.

CO²-Verbrauch: Welcher Sektor trägt die größte Verantwortung?

Tatsächlich muss sich der Industriesektor weltweit jedoch nur für etwa 19 Prozent des CO²-Ausstoßes verantworten. Viel maßgeblicher ist die Energieerzeugung (Strom, Wärmeenergie) mit ganzen 43 Prozent des globalen CO²-Ausstoßes. Rund 85 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs stammt aus fossilen Energieträgern. Transport macht mit 24 Prozent des weltweiten CO²-Ausstoßes ebenfalls einen großen Anteil aus. Für die Heizung von Gebäuden zum Beispiel fallen lediglich 8 Prozent CO²-Ausstoß weltweit an.

China als größter Energiekonsument weltweit setzt primär auf Kohle, um seinen gigantischen Hunger nach Strom und Wärmeenergie zu decken. Während die Regierung durch Initiativen versucht, eine Trendwende einzuleiten, dominieren fossile Brennstoffe immer noch ganz klar die Versorgung des +1 Milliarden Einwohner-Staats. Während Kohle zwar weiterhin der wichtigste Rohstoff für die Strom- und Energieerzeugung bleibt, ist die chinesische Wasserkraft im Aufstieg begriffen. Weltweit glänzt die Volksrepublik hier mit eindrucksvollen Zahlen: Der größte Staudamm (“Drei Schluchten”) steht in China, die Nation ist außerdem der größte Stromproduzent durch Wasserkraft überhaupt. Rund ein Viertel des weltweiten Stroms aus Wasserkraft wird in China erzeugt. Mehr als 22 Milliarden Kilowattstunden Strom machen insgesamt aber nur etwa 22,5 Prozent des Bedarfs im Reich der Mitte aus.

Sieht man sich die Bestrebungen der chinesischen Regierung an und verfolgt die Entwicklung des Landes, wird offensichtlich, dass der Ausbau von Wasserkraft und Solarenergie in China Zukunft hat. Wann China angesichts des gigantischen Strom- und Wärmeenergiebedarfs tatsächlich weitgehend auf fossile Brennstoffe verzichten kann, ist noch unklar. Wahrscheinlich ist selbst bei dem derzeit rasanten Tempo chinesischer Bauprojekte derzeit, dass sich China erst in Jahrzehnten etwas von fossilen Brennstoffen lösen könnte.

Realistische Reduktion des CO² bei der Energieproduktion - Welche Strategien gäbe es?

Gerade weil die Strom- und Wärmeenergieerzeugung für mehr als 40 Prozent des gesamten CO²-Ausstoßes weltweit verantwortlich ist, sollte hier beim Thema Klimaschutz angesetzt werden. Konkret hat sich die Wasserkraft und Windenergie am besten unter den nicht-fossilen Energieträgern bewährt. Sie ist umweltfreundlich, vergleichsweise kostengünstig, effizient und kommt ohne CO²-Ausstoß aus. Die Anzahl an Orten, an denen zum Beispiel noch große Pump- oder Speicherkraftwerke gebaut werden können, ist jedoch begrenzt.Immer öfter muss auf Plätze und Landschaften zurückgegriffen werden, die seltene Flora und Fauna enthält.

Dennoch sollte die Förderung und Forschung in alternative Wege der Stromerzeugung nicht unterbewertet werden. Denn Erdwärme, Solarthermie, Gezeiten- und Strömungskraftwerke sind Bereiche, die unter Umständen das Potenzial besitzen, in der Zukunft maßgeblich die Wende hin zu einer umweltfreundlichen Energieversorgung zu unterstützen. Derzeit werden Projekte wie etwa Gezeitenkraftwerke durch private Investoren und durch die Europäische Union unterstützt. Aufgrund des niedrigen Ölpreis werden alternative Formen der Energieerzeugung jedoch nicht mit der Hartnäckigkeit unterstützt, mit der sie in der Vergangenheit arbeiten konnten.

Österreich - Ein kleines Land mit vergleichsweise hohem Energiebedarf

Dass Österreich als Industrie- und Technologie-Nation ein größeres Verlangen nach Energie hat, ist leicht vorstellbar. Interessant ist aber, dass die Alpenrepublik mit ihren 9 Millionen Einwohnern schon auf Platz 45 der größten Energiekonsumenten weltweit stehen. In absoluten Zahlen verbrauchen wir damit mehr als die circa 140 verbleibenden Länder. Aus einem ökologischen Standpunkt betrachtet leidet darunter trotzdem die Umwelt weniger, als bei den meisten anderen Staaten. Der Grund: Mit mehr als 66 Prozent Deckung des Bedarfs durch Wasserkraft schaffen es die Österreicher sehr gut, die gebirgige und flussreiche Heimat zum Vorteil der Umwelt zu nutzen. Mit einem Verbrauch von 7,35 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Kopf im Jahr 2013 steht die 2. Republik im Vergleich zu den meisten Industrienationen sehr gut da.

Eine Prognose - Wie viel Energie braucht die Menschheit in Zukunft?

Fazit - Wachstum ohne Ende in Sicht

Die Weltwirtschaft wird bis 2030 stark wachsen und besonders durch Schwellenländer wie Indien, China und Brasilien noch einmal stark an Energiebedarf zulegen. Obwohl der immer größer werdende CO²-Ausstoß langsam zurückgeht, bleibt die globale Energiewende weit hinter den ursprünglich optimistischen Erwartungen zurück. Insgesamt werden die nächsten 11 Jahre (Stand 2019) zwar positiv für nicht-fossile Energieträger sein, der ganze große Durchbruch hin zu einer globalen, “grünen” Strom- und Wärmeenergie-Versorgung bleibt aber weiterhin ein langfristiges, noch weit entferntes Ziel. Österreich steht hier allerdings trotz seiner Rolle als Industriestandort, Hochlohnland und Konsumgesellschaft international sehr gut da. Dank des Faktors Wasserkraft und einer bereits vor Jahrzehnten begonnenen, nachhaltigen Umwelt- und Klimapolitik kann sich die Republik in Sachen CO²-Ausstoß und Ökologie sehr gut behaupten.

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